Was wir tun

Offener Brief an die Bildungsministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Bettina Martin.

18.08.2021

Sehr geehrte Frau Ministerin Martin,

hiermit möchte ich Ihnen unsere kürzlich gegründete Elterninitiative „Gemeinsam leben, gemeinsam lernen – MV“ vorstellen.

Wie vielerorts, wurde nun auch in unserem Bundesland, durch die gemachten Erfahrungen Betroffener, der Anstoß zur Gründung einer Interessenvertretung unserer besonderen Kinder und Jugendlichen gegeben.

Wir sind willens und gerüstet, die Bildungspolitik auf Grundlage der gültigen Rechtsprechung, nun endlich auch in unserem Bundesland zu überwachen, voranzubringen und aktiv mitzugestalten.

Zeiten, wie sie seit der Ratifizierung der UN-BRK vergangen sind, in denen es erste kleine Schritte, dann aber Stagnation in schulischer Inklusion gab, müssen ein für alle Mal vorbei sein! Dass es im letzten Schuljahr, ausschließlich in unserem Bundesland, nicht nur Stagnation, sondern zudem auch einen Rückschritt in der Inklusion gab, ist unverantwortlich!

Wir sehen es als ein Armutszeugnis unserer Landesregierung an, die es geschafft hat (Stand 2020/21), Exklusionsquoten zu erhöhen und Inklusionsquoten zu verringern. Das darf es nicht wieder geben!

Diesem Ziel wollen wir uns stellen! Mit dieser Bildungspolitik verstößt die Landesregierung nicht nur gegen die Beschlüsse der UN-BRK, sondern auch gegen das Grundgesetz und handelt in höchstem Maße diskriminierend.

Wir stehen kurz vor den Landtagswahlen in unserem Bundesland und wir halten diesen Zeitpunkt für gerade richtig, uns und unsere Ziele den Parteien und Behindertenverbänden in unserem Land vorzustellen und um Zusammenarbeit im Sinne einer gesetzmäßigen, inklusiven Bildungspolitik zu bitten.

Denn nur gemeinsam sind wir stark! Es kann nicht sein, dass Gesetze und Verordnungen ohne aktive Mitarbeit und -gestaltung der Betroffenen und ihrer Angehörigen beschlossen werden. Ein „ Inklusionsfrieden“ verfasst wird, der die Angst betroffener Lehrer, Sonderpädagogen und Politiker vor Inklusion atmet, dass Inklusion überhaupt gehen könnte.

Die Gruppe der Schüler mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung sind im „Inklusionsfrieden“ unseres Landes systematisch ausgeklammert! Gerade diese Kinder und Jugendlichen sollen durch die UN-BRK endlich zum Teil unserer Gesellschaft und eben nicht mehr separiert werden. Dieser „Inklusionsfrieden“ ist kein Frieden! Er kann weder politisch noch rechtlich gewollt sein und länger geduldet werden! Jedoch gar nicht, ist er ein Frieden Betroffener. „NICHTS ÜBER UNS-OHNE UNS“ soll auch unser Slogan sein und wir werden dem UNS eine laute Stimme verleihen.

Wir hoffen auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihrem Ministerium und darauf, gemeinsam und wirklich gemeinsam an einen Tisch zu kommen, um zu beraten, was die bestmögliche Bildung der besonderen Kinder und Jugendlichen in unserem Land beinhalten muss und wie sie umgesetzt werden kann. Es geht in der Bildungspolitik nicht länger um Homogenisierung in den Klassenzimmern, nur um bestmögliche Förderung dieser Kinder, sondern ihnen Zugang zur bestmöglichen BILDUNG, an ALLEN Schulformen, zu gewähren!

Wir freuen uns, nach den Wahlen auf aktive Zusammenarbeit mit allen am Inklusionsprozess Beteiligten.

Um auch unsere Arbeit so gut wie möglich machen zu können, möchten wir Sie hiermit um Übersendung der aktuellen Zahlen zu SchülerInnen und der Zuordnung zu den entsprechenden Schulen, insbesondere mit Förderschwerpunkt GE in unserem Land bitten, sowie um die Gesamtschülerzahlen in diesem Schuljahr. 

Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit!

Mit freundlichen Grüßen

Kathrin Muhs
Vorsitzende
Elterninitiative „Gemeinsam leben, gemeinsam lernen – MV“